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Gedanken zu den ZDF 37 Grad Dreharbeiten

Gedanken zum Dreh

Nun war es also so weit, ein lang geplantes Projekt kam zur Ausstrahlung.

Alles begann vor knapp 2 Jahren als die Autorin und Producerin Katja Aischmann in den Social-Medien einen Aufruf startete, Sie suche Betroffene, die über ihre Glücksspielsucht erzählen wollen.

Nach ganz kurzer Überlegung meldete ich mich und zeigte meine Bereitschaft am Projekt gerne teilzunehmen.

Der Erste Kontakt war hergestellt und in der Folge tauschten wir immer unsere Gedanken und Ideen aus. So entstand ein Gerüst, um das nach und nach herumgebaut wurde.

Leider fielen wir auch Corona und den damit verbundenen Einschränkungen zu Opfer. So dauerte es bis zum 28.Mai diesem Jahr, bis das Drehteam bei mir zu Hause aufschlug.

Zwei Wochen zuvor telefonierte ich mit Autor und Regisseur Volker SchmidtSondermann.

Ein gut einstündiges Gespräch, in dem die Empathie früh erkennbar war.

Im Anschluss daran wurde ein Drehplan erstellt.

So also klingelte es am 28.Mai.21, wie verabredet, um 9 Uhr an meiner Haustür.

Teil eins – Dreharbeiten in Stuttgart vor Ort

Die Begrüßung war trotz Abstand und Maske herzlich.

Nach einem guten Kaffee und dem Austausch von Abläufen, sowie den nötigen bürokratischen Unterschriften zu Datenschutz und Co, trugen Tontechniker Miles Plahuta und Kameramann Thomas Beckmann das Equipment nach und nach in die Wohnung und begannen mit dem Aufbau.

Hier merkte ich bereits die professionelle Zusammenarbeit im Team (www.tellux-dresden.tv) um Tausendsassa und Hansdampf des Produzenten Volker Schmidt-Sondermann.

Nach der Verkabelung und den technischen Tests ging es dann los.

Ich denke wir haben uns in dieser ersten Phase recht schnell gefunden und so konnte ich mich sehr gut auf mich konzentrieren und merkte für mich, dass meine Aufregung minütlich sank.

Was mir an dieser Stelle sehr wichtig ist, ist die Tatsache, dass dem Team die Arbeit am und mit Menschen sehr bewusst ist und diese einfühlsam als auch in emotionalen Momenten sofort reagiert und gehandelt haben. Für mich ein weiteres Anzeichen von Professionalität.

So fühlte ich mich absolut sicher und geschützt aufgehoben.

Auch im Kennen lernen mit meiner Tochter spiegelte sich dies wider.

So Endstand Minute um Minute Filmmaterial.

Für mich war es wichtig, nicht nach vorgegebenen Fragen einfach zu antworten, sondern auf die gestellten Fragen spontan und somit authentisch zu antworten.

Volker Brümmer - Blick zurück, wo eine Kehrtwende begann
Bildnachweis: ©Volker Schmidt-Sondermann
Volker Brümmer – Blick zurück, wo eine Kehrtwende begann

Meine Geschichte habe ich schon zig-mal erzählt. Es ist meine Geschichte, doch hier gab es eine Ausnahme.

Diesmal war es in vielen Dingen nicht nur inhaltlich rein sachlich, sondern ich habe mich bewusst auf die Gefühlsebene begeben.

Aus einem einzigen Grund. Nicht um Mitleid zu erwecken (wer mich kennt, weiß das dies absolut nicht meins ist), sondern um die Dramatik hinter dieser Sucht, besser für den Zuseher spürbar zu machen und auf die Gefahren aufmerksam zu machen.

„Glücksspiel ist nicht vergleichbar, mit dem kindlichen Spieldrang.“

Volker Brümmer

Nach Drei gut gefüllten Drehtagen, die durchaus auch für mich anstrengend waren, verabschiedeten wir uns erstmal und ich hatte Zeit durchzuatmen.

Mich zu hinterfragen, ob alles gut war, ob etwas gefehlt hat, usw.

Mein Fazit dazu: Ich fand es richtig gut und das wichtigste dabei, ich war zufrieden mit mir!

Teil Zwei des Drehs – Zu Besuch in Lübeck

So freute ich mich, eine Woche später das Team in Lübeck wiederzusehen und machte auf die Reise.

Dies durchaus mit gemischten Gefühlen, denn es stand ein Kennen lernen mit einem weiteren Protagonisten an, über dessen Schicksal ich informiert war.

Auch hier hatte ich im Vorfeld telefonischen Kontakt zu Adrian Kloss.

So wie das Telefonat verlief, so war auch die Begrüßung bei Ihm zu Hause.

Die Herzlichkeit von Adrian, die er trotz allem ausstrahlte war deutlich spürbar.

Volker Brümmer (li) und Adrian Kloss (re) beim Gespräch

Bei einem sehr sehr leckeren Kaffee tauschten wir uns aus, stellten gegenseitig fragen und nahmen dabei (wie fast beim gesamten Dreh) weder Kamera noch Ton wahr.

Sicher konnten dabei nicht Alle Fragen beantwortet werden, aber für die Zukunft vielleicht ein gutes Fundament gelegt werden.

Es war ein sehr intensives, tiefes und zugleich sensibles Gespräch.

An dieser Stelle möchte ich meinen allergrößten Respekt gegen über Adrian äußern.

Einen Menschen mit so einem feinen Charakter erleben zu dürfen ist schon etwas ganz Tolles und es ist schön, nach wie vor Kontakt mit Ihm zu haben und das hoffentlich noch sehr sehr lange.

Nach einem kurzen Abstecher an die See, wo ich die letzten Tage nochmals in Ruhe Revue passieren lassen konnte, ging es zurück nach Hause.

Ich war sehr gespannt auf das Ergebnis und wurde nicht enttäuscht!

Warum das Ganze

Nun es ging mir niemals darum, mich zur Schau zu stellen oder mich selber darzustellen. Mitleid zu erwecken oder ein Schulterklopfen zu bekommen. Auch das Geld wäre hier gewiss kein Anreiz und somit zu keiner Zeit ein Thema.

Ich wollte die Chance nutzen, einem breiten Publikum zu zeigen, welche Folgen Glücksspielsucht mit sich bringen kann und generell auf diese Problematik aufmerksam machen.

Für genauso wichtig halte ich es, mich für eine gesellschaftliche Akzeptanz von Betroffenen einzusetzen.

Für mich selber, war es wichtig noch einmal tief in mich zu spüren und so meine Abstinenz weiter zu stärken, denn da wo ich mal Stand, möchte ich nie wieder stehen!

Eine Win/Win Situation also, an deren Ende des Tages ein gutes Gefühl entstand.

Vielleicht konnte ich dadurch den ein oder anderen vor schlimmeren bewahren und aufrütteln. Ein gutes Gefühl! So steht also für mich ein weiterer Habenpunkt auf der Liste der Zufriedenheit.

Jil und Volker Brümmer – Glücklich & Zufrieden trotz harter Vergangenheit

Am Ende möchte ich mich bei Allen Beteiligten für einen bewegenden und hervorragend gemachten Film bedanken.

Jeder Einzelne hat dazu beigetragen.

 Katja Aischmann, Volker Schmidt-Sondermann, Miles Plahuta, Thomas Beckmann und Adrian Kloss sowie alle weiteren Protagonisten/innen und dem Team im Hintergrund

Bildnachweis: ©Volker Schmidt-Sondermann

Das vollständige Ergebnis der Dreharbeiten kann als Video in der ZDF Mediathek abgerufen werden: Verzockt – Wenn Glückspiel zur Sucht wird

Über den Autor

Bild: Volker Brümmer

Volker Brümmer wurde 1968 in Bonn geboren und hat die mittlere Reife mit nachfolgender Ausbildung zum Fliesenleger abgeschlossen.


Er war 23 Jahre pathologischer Glücksspieler und ist seit 2008 frei vom Automatenspiel. Seither beschäftigt er sich intensiv mit den Hintergründen dieser Sucht und unterstützt ehrenamtlich als Suchtkrankenhelfer andere Spieler.


Seit 2013 schult er regelmäßig Servicepersonal in Spielbanken. In Präventionstagen klärt er proaktiv in Schulen und Klinken darüber auf, was sich alles mit und hinter einer Spielsucht verbirgt.
Als Leiter einer Selbsthilfegruppe für ehemalige Spieler begleitet, unterstützt und bestärkt er andere Spieler bei der aktiven Bewältigung ihrer Sucht.


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